Wozu überhaupt über Männlichkeit sprechen?
Was männlich bedeutet, ist alles andere als eindeutig: Vorstellungen und Erwartungen unterscheiden sich je nach Generation, Kultur, sozialem Umfeld und auch auf individueller Ebene.
Bei aller Uneindeutigkeit ist jedoch klar: Viele Jungen und junge Männer orientieren sich weiterhin an stereotyp-maskulin geprägten Rollenbildern. Stärke zeigen, keine Schwäche zulassen, Grenzen mit Gewalt überwinden – diese patriarchalen Aufforderungen wirken nach wie vor und gewinnen aktuell sogar wieder an Bedeutung. Die Folgen können dramatisch sein: Übergriffigkeit, Diskriminierung, Gewalt. Opfer von Jungen und jungen Männern mit einem solchen Männlichkeitsverständnis sind häufig Mädchen, Frauen, queere Menschen und von ihnen als schwach gelesene Jungen und Männer. Nicht zuletzt leiden sie selbst unter einem großen Druck, bestimmten Anforderungen zu entsprechen, was bei Nicht-Erfüllung zu Frustration führen kann. Dass junge Männer die Gewaltstatistiken anführen, ist kein Zufall.
Demgegenüber steht das Bild einer modernen, progressiven Männlichkeit: friedlich, empathisch und emotional intelligent. Hier lässt sich eine zunehmende Polarisierung von Männlichkeitsvorstellungen und eine starke Verunsicherung beobachten. Manche Jungen und junge Männer sind zwischen diesen beiden Polen hin- und hergerissen. Ein stereotyp-maskulines Männlichkeitsverständnis kann hier verführerisch wirken, da es Eindeutigkeit, Selbstaufwertung und Privilegien verspricht.
Unsere Workshops bieten Impulse und einen methodischen Rahmen, der den Austausch in Teams belebt und konkrete pädagogische Handlungsmöglichkeiten sichtbar macht. Unter anderem werden folgende Fragen aufgeworfen:
Welchen Einflüssen unterliegen Jungen und junge Männer, mit denen wir arbeiten, und welche Vorstellungen von Männlichkeit prägen sie?
Welche von uns als problematisch verstandenen Verhaltensweisen beobachten wir im pädagogischen Alltag und wie können wir damit umgehen?
Wo müssen Grenzen gezogen werden, um die anderen jungen Menschen und das Team zu schützen?
Welche Bedürfnisse stecken hinter stereotyp-maskulinen Verhaltensweisen und wie können wir mit ihnen umgehen?
Welche (geschlechtliche) Rolle nehme ich selbst im Team und gegenüber den jungen Menschen ein und welche Chancen und Herausforderungen gehen damit einher?
Uns ist bewusst: Es gibt Hindernisse, das Thema zu besprechen. Manche zögern, sich einzubringen, aus Sorge, einen falschen Begriff zu verwenden oder für ihre Meinung kritisiert zu werden. Andere stoßen sich an Äußerungen, die sie als unreflektiert oder diskriminierend wahrnehmen. Um das Thema dennoch offen besprechbar zu machen, legen wir besonderen Wert darauf, eine fehlertolerante, vertrauensvolle und nahbare Atmosphäre zu erschaffen.